Donnerstag, 20. März 2008

Einen offenen Brief......


.......an die politisch Verantwortlichen und die Verwaltung der Gemeinde Fügen zum Thema Alkoholverbot auf öffentlichen Plätzen hat kürzlich Dr. Martin Haun, beliebter und geschätzter Mediziner aus Fügen, verfasst. Die "szeneblog"-Redaktion hat sich nun erlaubt den Wortlaut des Briefes bzw. die Gedanken von Dr. Martin Haun zu veröffentlichen:

Betr. Gemeinderatsbeschluss vom 18.2.2008 zu Pkt. 5 der Tagesordnung

"Da es mir leider schwer fällt, in Diskussionen, meiner Verärgerung über die betreffende Verordnung emotionslos Ausdruck zu verleihen, möchte ich neben dem Brief über die juristischen Aspekte (diese ging an Bgm. Walter Höllwarth - Anmerkung der Redaktion), einen mehr persönlichen Brief mit meinen Überlegungen und Argumenten anfügen.

Die Intention Ihrer Verordnung ist ja zweifellos, die Störung des Gemeinschaftslebens in Fügen zu beenden. Auch die Tatsache, dass es bei vermehrtem Alkoholkonsum eher zu Ausfällen der beschriebenen Art kommt, ist nicht zu bezweifeln. Als Reaktion darauf wurde nun von Ihnen beschlossen, dass der Gemeinderat bestimmt, wann und wo Alkohol konsumiert werden darf. Sie berühren damit eindeutig Fragen der persönlichen Freiheit und Selbstbestimmung. Ohne öffentliche Diskussion - oder Rückfrage bei Sachverständigen - wird eine nur als autoritär zu bezeichnende Vorgehensweise - inklusive Strafandrohung - gewählt, die noch dazu lediglich einen Teilaspekt des Problems behandelt. Die Einschränkung der persönlichen Freiheiten trifft aber alle.

Und hier fängt es schon an, sich zu spießen - nämlich bei den Ausnahmeregelungen. Immerhin gestehen sie zu, dass es Menschen gibt, die mit Alkohol in vernünftiger Form umgehen können, daher auch die zahlreichen Ausnahmebestimmungen. Dass diese Vernünftigen allesamt nur in den Traditionsvereinen oder bei deren Auftritten anzutreffen sein sollen, ist schon weniger plausibel. Warum sprechen Sie mündigen Menschen das Recht ab, selbst zu entscheiden, wie sie sich innerhalb der Dorfgemeinschaft verhalten? Es ist nicht einzusehen, warum sich die genannten Vorfälle nur durch Alkoholkonsum außerhalb von Gaststätten ereignen sollen. Ich möchte auch davor warnen, das Mißverhalten mancher Personen, alleine dem Alkoholkonsum zuzuschreiben. Ist es nicht eher so, dass komplexe Schwierigkeiten, sowohl im Persönlichkeitsbereich der Menschen als auch in der Gesellschaft allgemein, zu fragwürdigen und oft auch zu strafrechtlich relevantem Verhalten führen?

Ihre Beschlussfassung wirkt dahingehend doch sehr unreflektiert, ich hätte mir vom Gemeinderat auch ein anderes Demokratieverständnis gewünscht. Gab es im Gemeinderat überhaupt eine Diskussion über die direkten und mittelbaren Auswirkungen dieser Verordnung? Haben sie zur Umsetzung ihres Beschlusses irgendein Konzept erarbeitet? Bei den ganzen Ausnahmen - die Liste de Ausnahmen wird sich in der Praxis als unvollständig erweisen - wird das nämlich schwierig. Wie wird das werde, wenn sie einmal die ersten "Strafzettel" ausstellen? Ich werde den Eindruck nicht los, dass Sie einfach die erstbeste Lösung - ohne lange nachzudenken - genommen haben. Insgesamt ziehe ich die Durchführbarkeit der Verordnung überhaupt in Zweifel.
Ich habe in meiner Aufsichtsbeschwerde bereits vorgeschlagen, mehr Augenmerk auf die Tat zu legen, als auf den Konsum. Weiters möchte ich vorschlagen, die Öffnungszeiten von Lokalen in Fügen auf vier Uhr früh zu beschränken. im Gegensatz zu manch anderem bin ich sehr wohl der Meinung, dass ein Zusammenhang zwischen Lokalöffnungszeiten und Fehlverhalten besteht. In der Zeit zwischen drei und sechs Uhr früh kommt es nämlich viel eher zu pathologischen Rauschzuständen, da man ja meist schon die Nachtstunden davor getrunken hat und die Selbstkontrolle abnimmt, je mehr man trinkt. Ich meine ganz bestimmt, dass es gut wäre, wenigstens eine paar Nachtstunden zu haben, in denen kein einziges Lokal in Fügen offen hat. Dann kommen die Unentwegten wenigstens noch vor Tagesanbruch nach Hause. Derzeit geht - nach Auskunft der geplagten Anrainer - die Runde nämlich so: Zuerst in`s Rosso, dann in`s Badwandl und wenn das dann endlich schließt, dann man die "Ochsentour" dann gleich beim Kohlerhof fortsetzen. Es dürfte kein Zufall sein, dass in Fügen genau dann das erste Gasthaus öffnet, wenn das letzte Nachtlokal schließt? Dass die Lokaltour vermehrt zu Fuß absolviert wird, ist zwar schade für die Anrainer, der Fußmarsch ist aber trotzdem zu befürworten, denn früher dürfte es üblich gewesen sein, das Gleiche mit dem Auto "durchzuziehen".

Glaubt Ihr wirklich, es sei richtig, Fragen des dörflichen Zusammenlebens und des Benehmens der Menschen mit verwaltungsrechtlichen Maßnahmen regeln zu müssen? Die notwendige Kommunikation mit den Auslösern der Misere können Eure Strafmaßnahmen halt auch nicht ersetzen - im Gegenteil, sie werden eine Lösung nur erschweren.
Oft wird beklagt, dass Jugendliche nicht mehr in der Lage seien, Verantwortung zu übernehmen, gleichzeitig nehmen wir ihnen jede Verantwortung aus der Hand. Wir müssen auch sehen, dass mit solchen Anordnungen die Verantwortlichkeit immer mehr von der Person zum Amt verschoben wird - am Ende haben wie dann den perfekten Kontrollstaat. Der Raum zwischen all den Verboten wird zum Leben schön langsam zu eng und das nicht nur für Jugendliche.

Sie sind sicher auch daran interessiert, das die Anordnung oder auch Anregung der Gemeinde, von der Bevölkerung positiv aufgenommen werden. Positive Reaktionen werden auch von Nöten sein, wenn die Missstände verschwinden sollen. Bisher sehe ich nur, dass die jetzige Regelung einfach nicht ernst genommen wird. Am Ende wird nur die Einsicht helfen, dass wir unsere Freiheiten zwar genießen können und sollen, aber nur bis zu dem Grad, solange keine Störung der Mitmenschen oder Sachbeschädigung stattfindet. Das bedeutet wir brauchen Disziplin und Toleranz - ich weiß das ist schwer.....Und noch ein Letztes, wenn man eine Therapie eimal als falsch erkannt hat, darf man auf keinen Fall darauf beharren, das hat mich mein Beruf mittlerweile gelehrt."

Hochachtungsvoll

Dr.med. Martin Haun

21 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ach wie schade, dass auch der Cannabiskonsum in der Öffentlichkeit verboten ist!

Anonym hat gesagt…

<------------ vorheriger post!

LOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOL

Insider

Anonym hat gesagt…

Hihi, der Teil ist super:
Glaubt Ihr wirklich, es sei richtig, Fragen des dörflichen Zusammenlebens und des Benehmens der Menschen mit verwaltungsrechtlichen Maßnahmen regeln zu müssen?

Genau zu diesem Zweck gibt es doch eine Legislative. Um ein soziales Zusammenleben überhaupt zu ermöglichen. Das StGB z.B. ist genau zu diesem Zweck da.

Lieber Bund, schafft die Gesetze ab, die Menschen sind vernünftig genug. Lasst uns eine Anarchie ausrufen!

Typisch 68er

Anonym hat gesagt…

Ich mahne Ihnen ab!!!!

Frankie hat gesagt…

Meiner Meinung nach sind die Argumente von Dr. Martin HAUN nicht schlecht und dahinter steckt sicher viel Richtiges.
Es fragt sich nur, wie redet man darüber?
Betreffend den Gemeinderatsbeschluss zweifle ich sehr an der Durchsetzbarkeit desselben. Denn - vielleicht sollte das einmal gesagt werden - es gibt keine Möglichkeit (weder für Vollziehungsorgane der Geimeinde oder deren beafutragten Sicherheitsfirmen noch für die österreichische Bundespolizei) die Identität eines Menschen festzustellen, der gegen diese Verordnung verstößt.
Eine Identitätsfeststellung ist eventuell dann möglich, wenn Besagter eine Verwaltungsübertretung (z. B. Lärmerregung, Anstandsverletzungen nach dem TLPG, Ordnungsstörungen, Aggressives Verhalten gegenüber einem Organ des öffentlcihen Sicherheitsdienstes...) nach einem Gesetz begeht, das in die Zuständigkeit der Bundespolizei fällt, oder gerichtlich strafbare Tatbestände (Sachbeschädigungen, Körperverletzungen) verwirklicht.
Aus diesem Grund frage ich mich, wie will man einem - sagen wir - Urlauber, oder einem anderen Österreicher, der nicht aus Fügen stammt - den man also nicht kennt - wegen einer Übertretung nach dieser Gemeindeverordnung verfolgen, wenn er keine Identität bekannt gibt???

In diesem Sinne möchte ich nochmal erwähnen, dass Dr. HAUN in vielen Punkten Recht hat, möchte ihn aber darauf hinweisen, dass die Art und Weise, wie er seine Argumente teilweise vorträgt, nicht immer die Richtige ist.

Abschließend verabschiede ich mich mit einem Toast: "Ich trinke auf den Alkohol, den Ursprung und die Lösung sämtlicher Lebensprobleme!!", ... Zitat Homer Simpson

Frankie

Anonym hat gesagt…

SIEzt er jetzt oder DUzt er? Is sich da nicht ganz sicher, oder?

"babel" hat gesagt…

Tippfehler meinerseits vorbehalten - das wollt ich noch loswerden....danke!!

Anonym hat gesagt…

....angeblich planen die umliegenden Gemeinden ein neues Therapie- und Freiheitszentrum um den Fügenern das Trinken (auch "Saufn" oder "Glühen") auf öffentlichen Plätzen zu ermöglich.........hallo ich bin "x" und ich bin Öffentlichkeitsalkoholiker.........

PS: mia schaugn jo auf enk!

Anonym hat gesagt…

Das Posting von 11:45 ist einfach nur noch geil.

"Ich mahne Ihnen ab!!!"

LOOL

Mit fällt noch ein Zitat ein:

"I hoff du woasch wer i bin!"

Anonym hat gesagt…

schnellschußpolitik, wie die säule vorm bruno.
jetzt sind parkplatz- und alkoholprobleme in fügen geregelt.

Anonym hat gesagt…

Vielleicht kommt ja eine neue Verordnung, daß unterhalb der Gemeindeortstafeln (blau/weiß), nun solche Verbotsschilder angbracht werden: Saufen in der Öffentlichkeit verboten!!!
Und das alles dann in, sagen wir 20 Sprachen!!!
Wäre sicher ein Top Werbung!!!
Leute gehts Euch noch gut!!!
LG

Anonym hat gesagt…

Wenn ma öffentlich mit an Touri sauft, kriag i dann a Straf und der Touri ned?!

Anonym hat gesagt…

Die Gemeinde kann ja nicht mal die Parkplätze überwachen - wie denn so eine Verordnung ?
In Fügen kannst machen was willst :
falsch parken, betrunken alles greifbare beschädigen etc.

Anonym hat gesagt…

Die Säule vorm Bruno is echt a Brüller ;)

Anonym hat gesagt…

Zu anonym 13.58
Vielleicht ischt des der Ersatz für die Kaisersäule, de's in Fign amol gebn hat (Siehe "Stille Nacht Plakat" beim Heimatmuseum). Es besteht ja long scho der Wunsch a solche Säule wieder im Dorf aufz'stellen.

Anonym hat gesagt…

Dieser Beschluss ist ja nur der Teil einer "Gesamtgenialität" und passt optimal zum Geist einer Ortsbildverschönerung - siehe Friedhofsmauer Ost, Brunzosäule mit Schild und Trog, künftige "towers to checkpointcharly and the allmighty F.K" usw.....
....und wenn die Sonne der Vernunft niedrig steht, dann werfen auch gartenzwergähnliche Gedanken lange Schatten!

Anonym hat gesagt…

@ anonym 18:32

spar dir deine substanzlose pseudointellektuelle 0815-kritik, mach ein paar konstruktive vorschläge, schau dir das siegerprojekt des wettbewerbs am gemeindeamt an

und zitier richtig

schalom

Anonym hat gesagt…

ja ebenfalls shalom + nicht gleich so heftig werden, weil du bist doch hoffentlich nicht der geist von karl kraus? aber sicher ein ziemliches geistiges eichhörnchen, welches auch gerne zitate liest!
nicht bubuh sein - weil ich hab erst 1mal geblogt und wollt eigentlich nur schaun, wie lang es dauert, bis mit wenigen zeilen "einer auf die palmstange gebracht ist"!
gratuliere du hast gewonnen, bist also ein echter siegertyp (versprochen, ich tus nie wieder, weil die zeit ja kostbar ist und viele dinge nicht so einfach sind wia´s ausschaun)!
also schöne osterfeiertag + nix für ungut

Anonym hat gesagt…

wos woins denn? randaliererei hin oda hea....als deppate...wo kemmen die den hea...sicher aus stmk...ka....ned vo da wo mea sen...

Anonym hat gesagt…

Ja, liebe Fügener, baut Säulen....oder besser noch....mehr millionenteuere Fußgänger-Unterführungen...am besten mitten in irgend ein Feld, da sie sowieso keiner benutzen wird. Angebracht wäre wohl eher mal ein Spielplatz für Kinder.

Leider ist dem nicht so, wie Dr. Haun glaubt.(obwohl ich ihm in den meisten Punkten zustimme) In Fügen ist es nach wie vor gang und gäbe betrunken mit dem Auto zu fahren. Wer das abstreitet, belügt sich wohl selbst. Oder möchte einer behaupten, dass 1000e Autofahrer nur alkoholfreie Getränke in unseren Lokalen konsumieren? Die Parkplätze der Lokale und Diskotheken sind in den Morgenstunden leer...mehr braucht man dazu wohl nicht zu sagen.
Kontrollen gibts kaum, dafür umso mehr sinnlose Unfälle.

Andererseits ist ein viel größeres Problem, wie die Jugendlichen an den Alkohol kommen. Nicht nur die Eltern trifft Schuld, sondern die gewinnorientierte Vorgehensweise unserer Supermärkte, Geschäfte und Lokale. 14-jährige können ohne Probleme harten Alkohol, wie auch Zigaretten erwerben und konsumieren. Verbot in der Öffentlichkeit? Wie wäre es mit Einhaltung der bereits bestehenden Gesetze?

die Frau mit dem Zepter

Anonym hat gesagt…

Mir ist erst ein einziges Mal (und zwar genau heute...) ein Verkäufer eines Supermarktes mit sehr viel rot im Logo aufgefallen, der einem barttragenden männlichem Möchtegern-Radler-Käufer besagten Alkohol wegen einem fehlenden Lichtbildausweis eben nicht verkauft hat.

Hut ab! Hier fängts an ;-)

PS: Des war halt leider in Schwaz...